6h Reisezeit für den Besuch beim inhaftierten Vater
Der Entscheid des Bundesgerichts am 7. Dezember 2023 (7B_751/2023) hält fest, dass es für ein 10jähriges Kind zumutbar ist, 6h zu reisen, wenn es seinen inhaftierten Vater sehen will. Kindergerechte Justiz sieht anders aus!
Wie (a) sozial ist der Justizvollzug?
Das diesjährige Forum vom Schweizerischen Kompetenzzentrum für Justizvollzug stand ganz im Sinne der Beziehungen zwischen inhaftierten Personen und ihren Angehörigen. Von Perspektive Angehörige und Justizvollzug sind wir besonders stolz in diesem Jahr als Kooperationspartnerin beim Forum dabei gewesen zu sein. Wir hoffen, dass die Teilnehmenden die vielfältigen Inputs in ihren Arbeitsalltag transferieren können und so ein wichtiger Beitrag zur weiteren Professionalisierung der Angehörigenarbeit geleistet werden konnte.
Weihnachtstreffen für Angehörige
Am 16. Dezember 2023 lädt die Heilsarmee zu einem gemütlichen Zusammensein für Angehörige von inhaftierten Personen ein. Das Treffen findet an der Laupenstrasse 5 in Bern statt. Anmeldungen werden bis am 8. Dezember entgegen genommen unter angehoert@heilsarmee.ch oder 031 388 06 88.
Neue Selbsthilfegruppe für Angehörige von Sexualstraftätern
Pädophile Neigungen und/oder Handlungen lösen bei Partner:innen, Eltern und anderen Nahestehenden grosses Leiden aus. In der neuen Selbsthilfegruppe in Bern können Angehörige im geschützten Rahmen offen und schamfrei über die Folgen reden, von denen sie betroffen sind. Mehr Informationen entnehmen Sie dem Flyer. Interessierte Personen können sich via Telefon melden unter 0848 33 99 00.
Orientierungshilfe für kindergerechte Besuche
Im Kontext ihrer Masterarbeit hat Andrea Stamm, Psychologin, sich mit dem Thema kindergerechte Besuche im Gefängnis auseinandergesetzt. Dabei hat sie einen hilfreichen Leitfaden für Bezugspersonen, die betroffene Kinder und Jugendliche in Haftanstalten begleiten, entwickelt.
Hier die verkürzte Masterarbeit mit dem Leitfaden und hier ein Flyer.
Es geht voran – auch im Kanton Bern
Um die Professionalisierung der Angehörigenarbeit im Justizvollzug weiter voranzutreiben, wurde von der Geschäftsleitung des Amtes für Justizvollzug Anfang 2023 eine Arbeitsgruppe mit Vertretenden aus den Haftanstalten und den Bewährungs- und Vollzugsdiensten eingesetzt. Auf der Grundlagen der Europarechtsempfehlungen über Kinder inhaftierter Eltern, den Empfehlungen aus der Studie des Bundesamts für Justiz, den Mindeststandards im Kanton Zürich, Best-Practise-Beispielen und Inputs von externen Fachpersonen wird über die notwendige Weiterentwicklung diskutiert. Pascale Brügger, Vizepräsidentin des Vereins Perspektive, leitet die Arbeitsgruppe.
Angehörigenarbeit goes Politics!
Yvonne Feri hat im Rahmen einer Interpellation im Nationalrat den Bundesrat um eine Stellungnahme gebeten. Gefragt wurde danach, was mit den Empfehlungen aus der Studie der ZHAW & HETSL über die Situation von Kindern inhaftierter Eltern in der Schweiz geschieht. Wir freuen uns über den zusätzlichen Druck von politischer Seite die Angehörigenarbeit weiter voranzutreiben!
Vorhänge auf – Film ab!
Wenn Angehörige ins Gefängnis müssen, leidet die ganze Familie. Besonders betroffen sind die Kinder. Doch das Schweizer Justizsystem schenkt ihnen kaum Beachtung. Sie sind mitgefangen – Leidtragende einer Straftat, mit der sie nichts zu tun haben. Annina Furrer gibt in ihrer Doku drei betroffene Familien die Möglichkeit sich zu äussern. Fachpersonen in und um den Justizvollzug beziehen Stellung und ordnen die Erlebnisse der Familien ein. Der Film erscheint auf SRF1 am Do, 15. Juni 2023 um 20.05 Uhr und ist auf der Mediathek von SRF abrufbar. Beschreibender Text zur Doku ist hier abgelegt.
Communiqué zur Qualität der Angehörigenarbeit in Saxerriet
Der Verein «Perspektive Angehörige und Justizvollzug» erhob im Auftrag der Strafanstalt Saxerriet die Qualität der Angehörigenarbeit im Vollzug. Dabei stützte sich Perspektive auf die Empfehlungen des Europarates betr. Kinder inhaftierter Eltern CM/Rec(2018)5. Perspektive stellte insgesamt ein positives Bild mit viel Respekt und gutem Willen fest. Besonders erfreulich ist die Durchführung des anstaltseigenen Vater- Kind-Programms. Weiterentwicklungsbedarf besteht aus Sicht von Perspektive im Bereich Erleichterung und Förderung der Kontaktpflege zwischen den Angehörigen und den inhaftierten Personen (z. B. Ermöglichung von Besuchen unter freiem Himmel für Kinder und Familien sowie Ausbau von digitalen Kommunikationsmöglichkeiten). Auch die proaktive Förderung von Verantwortungsübernahme der Insassen gegenüber ihren Familien wird vermisst. Begrüsst wird die Tatsache, dass die Strafanstalt Saxerriet die Rückmeldungen aufnimmt und dabei ist, ein Konzept für Angehörigenarbeit auszuarbeiten.
Das Communiqué kann hier in voller Länge gelesen werden.
Sie ist da!! Die erste Schweizerische Studie zu Kinder inhaftierter Eltern
ENDLICH ! Die langersehnten Studienergebnisse und Empfehlungen zu Kindern inhaftierter Eltern sind öffentlich. Viele Behörden und Institutionen sind angesprochen Massnahmen zu ergreifen. Zitat: “Ziel ist es, die Kinderperspektive auf allen Ebenen mitzuberücksichtigen, also bei der Verhaftung des Elternteils, im Strafprozess, bei Entscheiden und im Vollzug.” Das BJ veröffentlicht dazu eine Medienmitteilung. Die gesamte Studie ist hier abrufbar.
Kommentar der Vizepräsidentin zur Veröffentlichung der Studienergebnisse: